Historie des Grundstücks
Kaiserin-Augusta-Allee 5, Berlin-Tiergarten (Alt-Moabit)

Im Jahre 1950: Familie Paul und Gerda Krause, geb. Becker, mit Sohn Gerhard Krause

Am 31. Mai 1950 erwarb Paul Krause ein Trümmergrundstück in der Kaiserin-Augusta-Allee 5 in Berlin-Tiergarten (Alt-Moabit).
Auf den Schuttresten hat sich in kurzer Zeit Vegetation (Unkraut) entwickelt. In der linken Bildseite ist ein Stapel neuer Hohlblocksteine zu erkennen. Diese wurden gerade angeliefert.

Das Grundstück wurde teilweise von Schutt geräumt. Es sind noch Mauerreste mit Fundamenten vorhanden. Auf diesen Resten wurde wieder neu aufgemauert.

Paul Krause organisierte von anderen Trümmergrundstücken Dachbinder und Stahlträger, die zum Aufbau der Werkhallen verwendet werden konnten. Die daraus entstandene Stahlskelettkonstruktion ist heute noch vorhanden und voll funktionstüchtig. Deutlich zu erkennen sind im Hintergrund die ausgebombten Wohnhäuser.

Im September 1951 wurde eine Baugenehmigung erteilt. Der Wiederaufbau konnte starten.
Die alten Fundamente wurden genutzt, um mit den alten Steinen, die vorher mit einem Hammer abgeklopft wurden (!), Wände und Pfeiler zu errichten.
Das Abklopfen der Steine war notwendig, um alte Mörtelreste zu entfernen. Außerdem war damit eine Klangprobe möglich. Intakte Steine klangen „hell“. Gerissene Steine klangen „dumpf“.

Die Hohlblocksteine kamen schon aus der Nachkriegsproduktion. Diese wurden für die Dächer der Werkhallen und für die Decken der Büros eingesetzt. In den Hohlräumen der Steine wurden Rundeisen verlegt, die zwischen den Stahlträgern vorgespannt wurden. Dadurch wurde die erforderliche Tragfähigkeit der Decken erreicht. Diese Konstruktion ist seit 70 Jahren bis heute in Betrieb.
Aufbau der Stahlkonstruktion der Werkhallen und des Bürogebäudes. Fast alle Arbeiten wurden von Hand getätigt. Der Einsatz von Maschinen war die große Ausnahme.

Wiederaufbau des Bauabschnitts I.

Es geht voran. Rechts unten im Bild liegt ein Haufen Kies. Dieser wurde von Hand mit Hilfe eines Siebes und einer Schippe mit Wasser und Kalk vermischt. Damit wurde der Mörtel angerührt.
Das „neue“ Bürogebäude ist im Entstehen. Die Grundkonstruktion steht heute im Jahre 2021 noch. Das Gebäude wurde Anfang der 90-ziger Jahre modernisiert.


Auf der linken Seite des Bildes ist erkennbar, daß das Hallendach der hinteren Halle fast fertig ist. Das Bürogebäude wird hochgezogen. Die Halle links ( Bauabschnitt II ) wurde noch nicht begonnen. Rechts ist ein ausgeschlachteter Lieferwagen mit 3 (!) Rädern zu sehen, vermutlich vom Typ Auto-Union.

Ein stolzer Maurer auf dem Dach der Werkhalle Bauabschnitt I. Die Werkhalle wurde zuerst fertiggestellt, damit die Fa. Paul Krause einziehen und die Arbeit wieder aufnehmen konnte. Bis zum Umzug war die Firma in der Helmholtzstraße untergebracht.

Eine Aufnahme aus dem Winter 1952/1953. Die Hallen und das Bürogebäude sind offenbar fertig. Die Bauabnahme ist erfolgt. Die Bauzeit betrug nur ca. 1 ½ Jahre ! Dieses Tempo beruhte auf den Fachkenntnissen aller Mitarbeiter und ist heute unvorstellbar. Alle haben die Ärmel hochgekrempelt und angepackt.
Die Fensterrahmen wurden aus T- und L-Normprofilen selber zusammengeschweißt.
Die Verglasung war einfaches Fensterglas.

Diese Aufnahme wurde vermutlich im Sommer 1954 geschossen. Die Straßenfront ist fertig. Die Schaufenster sind eingesetzt. Die Ladenfläche zur Straßenseite hin wird als Ausstellungsfläche für Werkzeugmaschinen genutzt.


Die Fa. Paul Krause


Die Fa. Paul Krause war die einzige Zylinder- und Kurbelwellenschleiferei im damaligen West-Berlin. Zu den Kunden in den 50-ziger Jahren gehörten u.a M A N, Henschel und Büssing.
Die Maschinenausrüstung war modern und umfangreich.

Die Maschine wurde von Paul Krause selber entworfen und gebaut.




Frau Gerda Krause ( Bildmitte ) oblag das Kaufmännische. Vor ihr liegt ein Journal für die Buchführung. Die Buchhaltung wurde von Hand ausgeführt, die Zahlenrechnung per Kopf. Es gab ein einfaches mechanisches Rechengerät – natürlich ohne Drucker ! – das die Kopfrechnung erleichterte.
Die Fensterkonstruktion im Hintergrund existiert im Original noch heute. Das ist praktisch ein Industriedenkmal, das beweist, wie mit wenig Geld aber mit viel Eigeninitiative Großes erreicht werden kann, wenn das Engagement stimmt.

Die Additionsmaschine von Gerda Krause ist heute noch erhalten.
In den 50-iger Jahren wurden vorübergehend Farbwalzen gebaut und verkauft. Diese Produktion wurde bald eingestellt. Die isolierte Lage West-Berlins hat sicherlich dazu beigetragen.



Am 4. August 1958 feierte Paul Krause stolz mit Familie das 25 jährige Firmenjubiläum. Die Firmengründung fand am 01.08.1933 in Flatow (Westpreußen, heute polnisch) statt.